Haben Sie schon mal von kleinen Kindern gehört, dass ihnen der Rücken weh tut? Ich nicht. Sie sind den ganzen Tag über aktiv, laufen, springen und spielen. Selbst diejenigen, die noch nicht laufen können, krabbeln und bleiben einfach nicht ruhig. Und ich gebe zu, dass ich manchmal müde bin, wenn ich sie nur ansehe, wieviel Energie sie haben. Kinder sitzen nicht einfach so herum. Meine Kinder höchstens, wenn sie essen oder krank sind.
Eine große Veränderung kommt aber, wenn sie zur Schule gehen. Dann sollen sie plötzlich vier Stunden in der Schulbank sitzen und dann noch zusätzlich zu Hause über den Hausaufgaben. Nach und nach verändert sich die Zeit, die wir aktiv und passiv verbringen (durch Sitzen in der Schule, vor dem Fernseher, am Computer, im Büro). Aus diesen unermüdlichen Kindern, denen nichts weh tut, werden müde Erwachsene, denen ständig etwas weh tut.
Warum haben Frauen nach der Geburt Rückenschmerzen
Frauen sind im Vergleich zu Männern einer größeren Belastung ausgestellt, nämlich der Schwangerschaft und Geburt. Während der Schwangerschaft klagen die meisten Frauen über Rückenschmerzen. Es gibt mehrere Gründe dafür:
- Gewichtszunahme,
- Ein größerer Bauch,
- Veränderte Krümmung der Lendenwirbelsäule,
- Verändertr Schwerpunkt des Körpers,
- Der Brustkorb verändert sich – der Rippenbogen ist höher und weiter auseinander,
- Erhöhter Druck auf den Beckenboden und dessen Schwächung,
- Schwächung der Muskeln,
- Das Becken weitet sich und das Bindegewebe wird geschwächt.
Und all dies führt zur Muskelüberlastung im Bereich der Lendenwirbelsäuleund anschließenden Schmerzen. Wenn man sich auf den Beckenbereich konzentriert, sind die folgenden Partien des Körpers an der richtigen Beckenstellung beteiligt:
- von unten: der Beckenboden,
- von vorne: die Bauchmuskeln – insbesondere der transversale Bauchmuskel,
- von hinten: die tiefe Rückenmuskulatur.
Während der Schwangerschaft werden jedoch mit dem wachsenden Bauch auch Bauch- und Beckenbodenmuskulatur geschwächt. Und somit bleibt die Arbeit nur den Rückenmuskeln überlassen. Diese werden nach und nach überlastet und beginnen zu schmerzen. Nach der Geburt ist es wichtig sich auf den Beckenboden und die Tiefenmuskulatur zu konzentrieren sowie an der Erneuerung der richtigen Körperhaltung zu arbeiten. Wenn dies nicht passiert, werden die Probleme in Zukunft nur vermehren. Mit der Gewichtzunahme des Babys können auch Probleme mit der Brust- und Halswirbelsäule, Kribbeln in den Händen oder Migräne hinzukommen.
Beginnen Sie mit den Übebungen bereits im Wochenbett
Es ist wichtig bereits im frühen Wochenbett die richtige Körperhaltung zu erneuern und die Beckenbodenmuskeln und die transversalen und anderen tiefen Bauchmuskeln zu aktivieren. Da die Schwangerschaft und die Geburt bei jeder Frau anders verlaufen, ist es vorteilhaft sich an einen Physiotherapeuten zu wenden. Der zeigt Ihnen, wann und welche Übungen Sie machen können. Je länger Sie die Übungen hinauszögern, desto mehr Probleme werden Sie in der Zukunft haben. Sollten Sie sich entscheiden nach YouTube-Videos Übungen zu machen, könnte dies Ihnen eher schaden. Haben Sie bemerkt, dass die trainierten Frauen auf solchen Videos wohl nicht vor zwei Monaten entbunden haben oder stillen? Deshalb werden solche Übungen nicht die richtige Wahl sein.
Wie man Beckenbodenmuskulatur richtig aktiviert
Setzen Sie sich auf einen Stuhl und versuchen Sie herumzurutschen. Im Bereich der Pobacken sollten Sie zwei harte Punkte fühlen (auf jeder Pobacke einen) – das sind die sogenannten Sitzknochen. Diese sind wichtig zur Aktivierung des Beckenbodens.
Legen Sie sich auf den Boden, Knie beugen, Hände auf dem Boden. Ertasten Sie das Schambein und die Sitzknochen. Dazwischen befindet sich der Beckenboden. Entspannen Sie sich, schließen Sie Ihre Augen, atmen Sie regelmäßig und machen Sie sich mit Ihrem Beckenboden „bekannt“:
- Zuerst nehmen Sie Dammbereich, Harnröhrenschließmuskel und Scheide wahr. Diese Bereiche sind für uns am meisten „greifbar“. Und versuchen Sie diese durch Anspannen leicht vom Höschen zu „lösen“.
- Versuchen Sie beide Sitzknochen zusammenzuführen (von innen). Achten Sie darauf, das Gesäß und die Oberschenkel nicht anzuspannen. Es sollte keine sichtbare Bewegung geben.
- Nun kommt der wichtigste, innere Teil des Beckenbodens an die Reihe, der uns nicht so bekannt ist. Versuchen Sie, das Schambein und das Steißbein zusammenzuführen.
- Bei der richtigen Aktivierung des Beckenbodens fühlen Sie eine Anspannung und erhöhten Druck von innen – im Beckenbodenbereich. Es ist keine Bewegung sichtbar. Man kann auch Wärme oder ein angenehmes Gefühl whrnemen und die Übungen können Ihnen ein Lächeln aufs Gesicht zaubern. Es kann auch helfen, sich den Beckenboden als eine Blume vorzustellen, aber ich habe auch schon von Assoziationen wie Kopfsalat, Windröschen oder Taschenschirm gehört:-)
Halten Sie bei der Aktivierung des Beckenbodens nicht den Atem an,sondern atmen Sie regelmäßig. Idealerweise aktivieren Sie die Beckenbodenmuskeln beim Ausatmen. Nach jeder Aktivierung entspannen Sie die Muskeln. Die Entspannungsphasen sind dabei genauso wichtig wie die Anspannungsphasen.
Nun haben Sie sich mit Ihrem Beckenboden etwas „bekannt gemacht“ und sind am Anfang einer wunderbaren Reise der Selbsterfahrung.